Angstfrei und vernünftig
„Das gegenwärtige System des Marihuana-Verbots funktioniert nicht. Es hindert junge Menschen nicht daran, Marihuana zu verwenden, und zu viele Kanadier bekommen strafrechtliche Verurteilungen für den Besitz geringer Mengen der Droge. Die Verhaftung und Verurteilung dieser Vergehen ist für unsere Justiz teuer. Es fängt zu viele Kanadier im strafrechtlichen System wegen geringer, nicht gewalttätiger Vergehen. Gleichzeitig unterstützen die Gewinne aus dem illegalen Drogenhandel die organisierte Kriminalität und größere Bedrohungen der öffentlichen Sicherheit, wie Menschenhandel und harte Drogen. Um sicherzustellen, dass wir Marihuana von Kindern fernhalten und die Profite von den Kriminellen, werden wir Marihuana legalisieren, regulieren und den Zugang begrenzen.“
Was sich anhört wie das Gebet all jener, die seit Jahrzehnten für Vernunft in der Drogenpolitik eintreten und den War on Drugs zu Recht als nicht nur gescheitert, sondern Hauptverursacher allen Übels betrachten, stammt aus dem Wahlprogramm der Liberalen Kanadas, die eben einen überwältigenden Sieg eingefahren haben. Angesichts FPÖ, Erdogan, Verrohung, Verrechtung, Flüchtlings-Panikmache, Islamophobie, Abschottung, Pauschalverurteilung und was an Widerwärtigkeiten noch so passiert ein schönes Signal, dass es durchaus nach wie vor auch anders geht – weit über das Drogenthema hinausreichend steht diese Politik für mich symbolhaft für ein offenes, vernünftiges und allem voran angstfreies Herangehen an die Probleme unserer Zeit. Traurig ist nur, dass man in Kanada auf die Art Wahlen gewinnen kann – und hierzulande keine einzige Partei außer der vorerst totgeschwiegenen Plattform Wien anders auch nur den Mund aufbekommen hat, um in dieser Sache überhaupt Stellung zu beziehen.
Buchtipp dazu: Peter Michael Lingens, „Drogenkrieg ohne mit Ausweg“;
Web- bzw. Lesetipp: Global Commission on Drug Policy