Weeds: die schönsten Blumen überhaupt
Schauplatz: Agrestic. Ein bis ins letzte Detail austauschbarer Vorort irgendwo in Kalifornien („Little boxes on the hillside…“). Parade-MILF Nancy Botwin (Mary-Louise Parker (Der Klient, Roter Drache, Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford)) hat eben ihren Ehemann verloren und sucht nach einer Chance, sich und ihre beiden Söhne Shane (Alexander Gould) und Silas (Hunter Parrish) durchzubringen. Der einschlägige Bedarf ihres Steuerberaters, dem dauerbedröhnten Doug Wilson (Kevin Nealon), bringt sie auf die Idee, „Kleine Deals unter Nachbarn“ (so der Untertitel der deutschen Fassung) zu machen. Als Frau mit moralischer Verantwortung schlägt sie dabei eine konsequente „Nur-Marihuana-Politik“ ein. Dennoch droht von allen Seiten Gefahr: Ihr depressive, alkoholproblematisierte Nachbarin Celia Hodes (Elizabeth Perkins (Das Wunder von Manhattan, The Flintstones – Die Familie Feuerstein / Die Flintstones in Viva Rock Vegas)) darf keinesfalls erfahren, was Nancy so treibt, und auch der zum Ende der ersten Staffel in ihr Leben tretende Peter Scottson stellt sie vor ein Dilemma …
Nicht verbergen kann sie ihre Geschäfte vor Andy (Justin Kirk (Angels in America)), dem ebenso großmäuligen wie kleinmütigen Bruder ihrers verstorbenen Mannes, der mit Ritterallüren behaftet auftaucht, um der damsel in distress beizustehen. In Wahrheit nur, weil er sich Hoffnungen macht, seines Bruders Nachfolge im Ehebett antreten zu können; ein Umstand, den Nancy gekonnt zu ihren Gunsten auszunutzen versteht.
Weeds wurde für allzu selbstverständlich in Szene gesetzten Drogenkonsum kritisiert, brach aber dennoch (oder gerade deshalb) alle Showtime-Zuseherrekorde. Der Humor ist abgründig und anarchisch mit Tendenz in Richtung völliger Einschwärzung und spart nicht an Vulgarität und deftigen sexuellen Anspielungen: kräftig zugekifft eben. Ein legendäres Highlight z. B. Andys praxisnahe Masturbations-Anleitungen für den frühreifen Shane, nachdem eine Sperma-Socke den Abfluss verstopft hatte. Stichwort: Bananen sind gesund – und so geschmeidig …
Nancy agiert mit optisch überzeugendem Ganzkörpereinsatz, wobei ihre im Verlauf von bisher 6 Staffeln (Nr. 7 startet im Sommer 2011) wechselnden Liebhaber immer mit Drogenkriminalität zu tun haben. Wer sagt, man könne business and pleasure nicht verbinden? Der für mich einzige Schwachpunkt der Serie besteht in der zunehmenden Kriminalisierung, wodurch Staffel für Staffel ein bisschen Humor für ein wenig mehr Härte verloren geht. Ab etwa Season 4 macht sich das deutlich bemerkbar, aber wer sich davon selbst überzeugt, ist natürlich längst „hooked“ und wird der Anarcho-Comedy treu bleiben bis zum letzten Zug …
Update 2013: Besagter letzter Zug ist mittlerweile getan, am 16. 9. 2012 wurde die 102. und letzte Folge ausgestrahlt. Der oben erwähnte Niedergang hat sich leider fortgesetzt, Staffel 7 und besonders 8 waren mehr oder weniger nur noch für Fans. Zwar versuchte man durchaus, den Bogen zurück zu den komödiantischen Wurzeln zu schlagen, der Esprit besonders der ersten drei Staffeln wollte sich jedoch nicht mehr so recht einstellen. Nichtsdestotrotz hat Weeds seinen Platz in der Fernsehgeschichte sicher – nicht zuletzt, weil die Spielhandlung, an deren Ende das Verbrechen keines mehr ist, beinahe von der Wirklichkeit eingeholt wurde.
Auf Deutsch (inkl. Originaltonspur) erhältlich: Staffel 1 DVD Blue-ray Staffel 2 DVD Staffel 3 DVD
Im Original erhältlich: Season 4 DVD Season 5 DVD Season 6 DVD Staffel 7 DVD Finale Season 8 DVD