Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Terry Pratchett ist „Voll im Bilde“

pratchett_Voll_im_Bildepratchett_Voll_im_Bilde_altNeues von Terry Pratchett (siehe Das Mitternachtskleid) wird es nicht mehr geben. Wenn also ein Pratchett-Buch „neu“ erscheint, handelt es sich lediglich um eine Neuausgabe, in diesem Fall auch um eine Neuübersetzung – mit welcher sich Manhattan ein paar kräftige Ohrfeigen der Fangemeinde eingehandelt hat.
Der Tenor: Wozu eine neue, wenn es bereits eine gelungene Übersetzung gibt? Und: Das Manhattan-Cover wird mehrheitlich als „scheußlich“ empfunden.
Nun, zweiteres ist Geschmackssache, ersteres vermutlich das Resultat von Vertrags- und Lizenzverhandlungen (denn eine Übersetzung ist ein eigenständiges geistiges Eigentum). Einen Qualitätsvergleich kann ich nicht anstellen, da mir weder der Originaltext noch die Originalübersetzung bekannt sind, aber rein aus der Lektüre lassen sich die Schelte nicht begründen: das ist ordentliche Arbeit. Ganz sicher ist: Die Goldmann-Ausgabe von 1993 ist nicht mehr im amazon-Sortiment, sondern nur noch über Partner zu erhalten, dafür aber um einen Bruchteil der Kosten für die Neuausgabe.

Jetzt aber endlich ein Wort zum Buch: Die Story um die brandgefährliche Idee, die ins gottverlassene Nest Holy Wood entschlüpft und von dort aus die ganze Scheibenwelt in Filmfieber versetzt, ist tadellose Pratchett-Unterhaltung, gehört aber nicht zu seinen ganz großen Würfen. Die Parodien auf Filme sind nicht gar so witzig, weil ausschließlich auf Klassiker gesetzt wurde, die mittlerweile teils einfach zu viel Staub angesetzt haben. Auch fühlt sich das Einzwängen der natürlich verulkten, aber dennoch etwas techniklastigen Details, ohne die es beim Film auch auf der Scheibenwelt nicht geht, in das gewohnte funtastische, mittelalterlich-verrückte Pratchett-Universum mitunter etwas – nun ja, eben gezwungen an. Insbesondere habe ich aber die tiefe Weisheit des Altmeisters vermisst, die er so gerne geschickt in seinen Nonsens verpackt. Voll im Bilde ist für Pratchett-Verhältnisse routiniert und oberflächlich – und damit natürlich immer noch um Längen besser als vieles, was das Licht der Buchwelt erblickt.

Terry Pratchett: Voll im Bilde. Manhattan, München 2011. Tb., 381 S.

Autor: Helmuth Santler

28. Okt 2011 um 15:17

Kategorie: Humor,Buch,Fantasy

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