Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Crack-Junkies, Egoschweine, Sexsüchtige, …

starr_bb… bewohnte Müllkippen, tödliche Hinterhöfe – der „Sound von New York“, den dieses Buch einer Buchkritik zufolge atmet, ist ein Sound der Ausweglosigkeit und Verzweiflung, ein Sound so voller Gewalt und wütender Blindheit, dass sich beim Lesen ein Abwehrreflex einstellt. Kann es wirklich so sein? Oder bedient Starr hier lediglich sämtliche New-York-kaputter-Moloch-Klischees, derer er habhaft werden konnte? Der Text lädt definitiv nicht dazu ein, selbst vorbeizuschauen und die Probe aufs Exempel zu machen. Starr wuchs selbst in Brooklyn auf…
Brooklyn Brothers ist möglicherweise Starrs persönlichster Text, sicherlich aber nicht sein bester. Der auf knallharte Psychothriller spezialisierte New Yorker Autor weicht hier von seinem Erfolgsschema ab und erzählt eine Geschichte um Liebe, Eifer- und Rachsucht, zerplatzte Träume und große Illusionen, in deren Zentrum ein Personendreieck steht: Jake, der Baseballstar und gefeierte Heimatbesucher, Ryan, der Gescheiterte, der sich als Anstreicher verdingt, und Christina, die langjährige Verlobte des notorischen Weiberhelden Jake und aktuell heimliche Geliebte Ryans.
Es wird gelogen und betrogen, geschossen, geprügelt, gemordet, gesoffen… Starrs drastisch-deutliche Sprache ist frei von jeglichem Poesieverdacht, temporeich und zupackend, entwickelt aber nicht ganz jenen unentrinnbaren Sog, der seine Antihelden in seinen crimezentrierteren Stories in den unausweichlichen Untergang treibt. Ein Starr für Einsteiger, mit deutlich mehr Anknüpfungspunkten für eine weibliche Leserschaft.
Jason Starr: Brooklyn Brothers. Diogenes, Zürich 2011. Tb., 454 S.

Autor: Helmuth Santler

21. Nov. 2011 um 10:15

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