Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Verbrechen

Ferdinand von Schirach: VerbrechenFerdinand von Schirach, der sich wie der Philipp Marlowe der Anwälte zu fühlen scheint, arbeitet seit mehr als 15 Jahren als Strafverteidiger in München. In dieser Zeit sind ihm wahrhaft unglaubliche Fälle untergekommen, Stoff für ein überaus beeindruckendes Erzähldebut: 11 reale Geschichten, in zurückhaltender und klarer, schlicht-schöner Sprache erzählt, die sich glücklicherweise nie ins Juristische versteigt, wo aus der hehren Suche nach der Präzision des Ausdrucks schnell eine beamtenhafte Kleinkariertheit werden kann. Hier stimmt jeder Ton, die Gratwanderung von Distanz und Nähe gelingt perfekt. Von Schirach ist sich der Wirkung des Tatsächlichen in jedem Augenblick bewusst und bereitet ihm als Erzähler nichts als eine Bühne, auf dem es aus sich heraus strahlen kann. Souverän, verblüffend, höchst empfehlenswert.

Ferdinand von Schirach: Verbrechen. Piper, München 2009. Geb., 206 S.
Weitere Ausgaben: Taschenbuch Hörbuch, 3 Audio-CDs

Autor: Helmuth Santler

30. Sep. 2010 um 11:22

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