Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Phantomschmerz

Arnon Grünberg PhantomschmerzLeben besteht aus der Suche nach der richtigen Wortwahl; was nicht zu formulieren ist, existiert nicht. Wenigstens für Robert Mehlmann, den Schriftsteller und Lebemann, der zwischen 3 Frauen dem Dasein hinterher hechelt, das er zugleich selbst zu inszenieren versucht. Der letztlich daran scheitert, dass das Wort einfach nicht zum Fleisch werden wollte: es schmerzt, ohne wirklich zu sein.
Die Lebensbetrachtungen des hochstaplerischen Selbstdarstellers verdichten sich zu einer Geschichte über Lüge und Wahrheit, in der die Liebe in ihr Gegenteil verkehrt wird. In der wir reichlich mit des Menschen allerliebster Ware beliefert werden: Betrug. Arnon Grünberg, der Jungstar der niederländischen Literatur, war noch nie so unterhaltend wie hier. Ein wenig an John Irving gemahnt seine Liebe fürs Detail zu ungunsten der Handlung; wird man aber, wie in diesem Buch, fortlaufend mit denkwürdigen Sätzen konfrontiert und/oder in den belachenswerten Strudel einer wahnsinnigen Existenz gezogen, wird deutlich, dass das Was schon längst keine wesentliche Frage mehr darstellt. Nur das Wie entscheidet, und über Sinn und Unsinn sollen die Spießer befinden.
Arnon Grünberg: Phantomschmerz. Diogenes, Zürich 2005. Tb., 380 S.

Autor: Helmuth Santler

21. Jan. 2011 um 11:40

Kategorie: Buch,Roman

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