Im Brunnen der Manuskripte
Der Titel gibt den Schauplatz vor: SpecOps-Agentin Thursday Next befindet sich in einer Art selbstgewählten Mutterschutz-Haft inmitten der BuchWelt. An sich will sie dort Abstand von den entsetzlichen Ereignissen der letzten Bücher gewinnen (deren Kenntnis unabdingbare Voraussetzung für das Lesen dieses Bandes ist) und in Ruhe ihr Kind zur Welt bringen; doch die Probleme fangen schon damit an, dass eine alte Feindin alles daran setzt, ihr die Erinnerungen zu rauben. Thurs hat bald die größten Schwierigkeiten, sich an den Vater des Kindes zu erinnern, ihren geliebten Ehemann den es nie gab…
Spannungsreiche Agentenhandlung und actionreiche Szenen sind in diesem 3. Abenteuer von Thursday Next etwas in den Hintergrund getreten, dafür – ob Sie es glauben oder nicht – fallen die detaillierten Schilderungen der fiktionalen Existenz(en) im Buchuntergrund, aus dem alles Literarische entsteht, noch skurriler aus als bisher. Subtext-Unterricht für Figuren-Rohlinge – not to be missed; Emotions-Junkies in einem superflach geschriebenen Enid-Blyton-Buch – zum Schreien. Dieses Buch sollte beim Gelesenwerden die eine oder andere Pause einlegen, sonst könnte die Übertragung der Inhalte in die Vorstellungskraft der Leser zu einem Durchbrennen der Sicherungen führen. Oder anders gesagt – wem beim Lesen der beiden ersten Bände Zweifel ob dieser verehrenden Literatur-Verspottung gekommen sind, sollte vom „Brunnen“ besser nicht trinken; Fforde-Begeisterte hingegen können sich erwartungsvoll hineinstürzen.
Zuletzt noch ein Tipp: Warten Sie auf Godot! Er kommt wirklich… nun, das kann man so eigentlich nicht sagen. Aber immerhin kommt er vor – teilweise. Dank dem Großen Panjandrum!
Jasper Fforde: Im Brunnen der Manuskripte. dtv, München 2008. Band 3 der Reihe um Thursday Next. Tb., 413 S.