Hustle, Leverage und White Collar
Grifter, con men, Trickbetrüger – repräsentieren die edelste Form des Gaunertums; Gewalt ist nie ein Thema, Waffen werden nicht benötigt und geschädigt immer nur die Bösen, denn: „You cannot con an honest man.“ (Hustle) In dieser britischen Serie, die es auf 8 Staffeln mit je sechs Episoden brachte, werden nach diesem Grundsatz „marks“ (Ziele) ausgekundschaftet – korrupte Beamte, gierige Kredithaie, spielsüchtige Playboys, Immobilienspekulanten, die Auswahl ist unendlich – und nach allen Regeln der Kunst vorgeführt und ausgenommen. Ein Spiel mit menschlichen Schwächen, charmant, sexy, öfters brillant, meistens witzig und immer höchst raffiniert. Dabei wird das Grundsätzliche nicht infrage gestellt: alle sind Gauner und Spieler, aber eben mit Ehre im Leib; überhaupt ist man der Meinung, dass alle genau so handeln würden, wenn sie den Nerv dazu hätten. Dass so ganz nebenbei den über den Tisch gezogenen Bösen auch gleich ein vielleicht lehrreicher Spiegel vorgehalten wird, ist eine den Zuseher häufig sehr befriedigende Nebenwirkung.
Auf Deutsch (inkl. Originaltonspur) erhältlich: Staffel 1–4 Staffel 5 – 6 – 7 – 8
Hitech-Robin-Hoods haben Leverage
Die US-Serie Leverage führt den Robin-Hood-Gedanken noch ein Stück weiter: Mastermind Nathan Ford muss den Tod seines kleinen Sohnes miterleben, weil die Versicherung sich weigert, für eine sündteure experimentelle Behandlung Geld herauszurücken – genau jene Versicherung, der er als interner Ermittler durch das Aufdecken diverser Versicherungsbetrügereien bereits Millionen erspart hat. Er sucht sich eine Truppe von Gaunern zusammen: hacker, hitter, grifter, thief – also einen coolen, schwarzen Computerwundertypen, einen wortkargen Superkämpfer fürs Grobe, eine von Geheimnissen umgebene Trickbetrügerin und eine körperlich äußerst wendige, sozial aber vollkommen unfähige Diebin. Nach seiner Planung bieten sie fortan eine Dienstleistung an: kleinen Leuten, denen von den Reichen und Mächtigen übel mitgespielt wird, helfen sie mit „Leverage“ (Druckmittel). Tagline: Sometimes the bad guys make the best good guys. Nicht ganz so raffinierte Plots wie in Hustle, dafür, wen wunderts, deutlich mehr Action. Nicht völlig gewaltfrei, die elegante Lösung wird aber allemal bevorzugt und der Humor kommt auch in dieser Serie, von der insgesamt 72 Folgen in 5 Staffeln von 2008 bis 2012 ausgestrahlt wurden, nicht zu kurz.
Auf Deutsch (inklusive Originaltonspur) erhältlich: Staffel 1 – 2 – 3 – 4
Grifter-Buddy-Movie: White Collar
Eine Mischung aus Grifters-Story und Buddy-Movie ist schließlich White Collar: Neal Caffrey, smartness und slickness bis in die Haarwurzeln, Kunstdieb und Fälscher, geht doch irgendwann einem FBI-Mann auf den Leim. Mit dem sich dann eine Zusammenarbeit ergibt: Peter Burke erkennt in Caffrey nicht nur den wahren Experten für seine White-Collar-Crime-Abteilung (Wirtschaftskriminalität), sondern auch den guten, wenngleich listigen und undurchschaubaren Kerl. Inwieweit er ihm trauen kann (und z.B. die elektronische Fußfessel abnehmen, weil ein Einsatz dies nötig macht) macht einen Gutteil der Beziehungsspannung der Serie aus und sorgt für etwas Dialogwitz, wenn die beiden sich wechselseitig auf die Schaufel zu nehmen versuchen. Trotzdem bleibt White Collar in puncto Witz deutlich hinter Hustle und auch Leverage zurück, schließlich werden hier ernsthafte Verbrechen aufgeklärt. (Nachträgliche Anmerkung: Insbesondere dank des genialen Nerds und Paranoikers Mozzie, der Burke grundsätzlich nur als „Anzug“ anspricht, wird das immer besser.) Die Komplexität der Plots ist hoch und mitunter übertrieben. Trotz kleinerer Schwächen passt die Mischung aber insgesamt. Staffel 2 ist abgeschlossen, eine 3. Staffel wurde beauftragt.
Update Oktober 2013: White Collar ist weiter gereift, hat den übergeordneten Plot deutlich aufgewertet. Staffel 5 startet am 17. 10. 2013
Auf Deutsch (inkl. Originaltonspur) erhältlich: Staffel 1 – 2