Im Schweinspolkatakt zur Matura
Wenn die Wiener Stadtschulratspräsidentin und die amtierende Unterrichtsministerin nebst 150 weiteren Erwählten einen gewöhnlichen Montagvormittag mit Blasmusik, Spanferkel und „dem Ausschank alkoholischer Getränke“ begehen, drängt sich die Frage nach dem Grund für die Feierstimmung auf. Wurde endlich die Überlegenheit der Neuen Mittelschule bewiesen? Hat sich die Englisch-Zentralmatura bewährt? Nein: Ein Schulgebäude in Wien-Ottakring wird renoviert.
Die prinzipielle Großartigkeit von Wartungsarbeiten steht natürlich außer Diskussion, das Wie und Wann der Erneuerungsfeier ist indes durchaus hinterfragenswert. Während nämlich am Schulvorplatz Tubaklänge Unterleibe zum Vibrieren bringen, versuchen im 3. Stock darüber gerade schweißhändige Schüler und Schülerinnen, die mündliche Matura zu bestehen. Der Geruch nach Spanferkel und Bier erschwert das weiter: Rund 65% der Antretenden, alle muslimischen Glaubens, ekelt es davor, den übrigen ist auch so schon flau im Magen. Immerhin: Haben sie die Matura im Schweinspolkatakt hinter sich, sind sie nicht nur reife-, sondern auch brauchtumsgeprüft. Und damit wohl fit für Österreich.