Sex und Buddhismus
Brad Warners Begründung, was der tiefere Sinn von Zen-Buddhismus ist, ist zwar nicht das eigentliche Thema dieses Buches, aber er fand es wohl selbst so wunderbar, dass er es auch in diesem Text noch einmal veröffentlichte: Das Leben ist zum überwiegenden Teil öd. Was könnte einen also besser darauf vorbereiten, mit der alltäglichen Langeweile fertigzuwerden, als sich einer Beschäftigung hinzugeben, die so unüberbietbar fad ist, dass einem im Vergleich dazu alles andere geradezu unterhaltsam vorkommt? Man sitzt und tut, mit hundertprozentiger Aufmerksamkeit, ganz bewusst – nichts. Da werden Minuten zu Stunden … und es kommen schon mal Fragen auf wie: Darf ich mir als Buddhist einen runterholen? Oder: Wie kann ich mich selbst befriedigen, wenn ich gar kein Selbst habe?
Brad Warner ist Ex-Punkrocker und Zen-Meister und schafft es spielend, tiefsinnige Überlegungen ohne Pathos und aufgesetzte Ehrfurcht, sondern stattdessen mit Verve, (drastischem) Humor und sehr viel Selbstironie zu präsentieren. Nur bei einem Punkt hört sich absolut der Spaß auf: Wenn Leute sich irgendeinem Meister/einer Sekte/einer Ideologie in die Hände begeben und ihre Selbstverantwortung zusammen mit den Schuhen am Eingang ablegen. Denn: „Verantwortung ist der Schlüssel.“
Brad Warner: Sex, Sünde und Zen. Eine buddhistische Entdeckungsreise in Sachen Sex. Aurum, Bielefeld 2012. Tb., 356 S., ca. € 19,–