„Revolution“ ohne Strom
Gepflegte Postapokalypse – wenn nur die machtgierigen Militärtypen nicht wären. Im Westen nicht allzu viel Neues.
Viren, Naturkatastrophen, Aliens, Atomschläge oder -unfälle, Rohstoffknappheit und was nicht alles wurden bereits bemüht, um als Grundlage für postapokalyptische Szenarien herzuhalten. Diesbezüglich betritt Revolution Neuland: Zu Beginn fällt einfach der Strom aus. 15 Jahre später hat sich daran nichts geändert, die erste postelektrische Generation wächst heran.
Wie den Zuseher treibt auch die Protagonisten vor allem eine Frage um: Wie konnte das passieren? Und wieso lässt sich der Strom nicht einfach wieder einschalten? Das Mysterium der Serie soll hier nicht enträtselt werden, nur so viel: Es gibt eine im Rahmen der Fiktion plausible und rein technische Erklärung.
Die Prämisse: Ohne Strom muss der Mensch zum Barbaren werden
Kommunikationstechnisch ins frühe 19. Jahrhundert zurückgeworfen, haben sich die USA als Staatenbund verabschiedet. Sie sind in mehrere Teilgebiete zerfallen, die untereinander um die Vorherrschaft ringen. Nichts Neues hier (warum wird grundsätzlich vorausgesetzt, dass es lediglich eines technischen Versagens bedarf, um die Menschen wieder zu Raubtieren werden zu lassen?), wenn auch auf der Ebene der Normalbürger für postapokalyptische Verhältnisse ungewöhnlich (und für manche Kritiker auch unglaubwürdig) gepflegte Ordnung herrscht. Geschichte wird aber von Anführern geschrieben, und einer der blutrünstigsten und durchgeknalltesten von ihnen ist General Sebastian „Bass“ Monroe, Anführer der „Monroe Republic“ (David Lyons, zwischen überzeugend und überzogen als paranoider Diktator). Er schickt Tom Neville (Giancarlo Esposito, bekannt als „Gus Fring“ in Breaking Bad und hier vergleichbar eingesetzt: unterkühlt, berechnend, opportunistisch, grausam) in das Dorf, in dem die Mathesons untergekommen sind: Vater Ben, die Tochter Charlie (Tracy Spiridakos in ihrer ersten Hauptrolle) und Danny, der Junior. Die Mutter Rachel (Elizabeth Mitchell, Frequency, „Dr. Juliet Burke“ in Lost, V) wird für tot gehalten.
Bei der entstehenden Auseinandersetzung wird Ben getötet und Danny verschleppt; übrig bleibt nur Charlie, die sich auf die Suche nach dem Einzigen macht, der ihr bei der Suche nach dem Bruder helfen kann: ihr Onkel Miles (Billy Burke, Im Netz der Spinne, Twilight-Saga, Rizzoli&Isles), womit endlich auch der eigentliche Hauptdarsteller seinen Auftritt hat. Miles ist eine Art Supersoldat in Frührente, hat’s aber noch sowas von drauf und fühlt sich genötigt, Charlie zu helfen.
Mehr Konvention als Futurismus
Damit ist der Boden für ein recht konventionelles Kriegsdrama bereitet, dessen futuristische Aspekte vor allem insofern eine Rolle spielen, als dass es so gut wie keine futuristischen Aspekte gibt – zumindest über weite Strecken von Staffel 1. Die Qualität der Inszenierung ist auf hohem Niveau in Ordnung, ohne für herausragende Höhepunkte zu sorgen, die Qualität des Scripts und der Dialoge weniger: Trotz der originellen Prämisse liefert die Show letztlich wenige Momente, die einen tatsächlich frischen Eindruck hinterlassen. Das Metakritikscore fiel mit 64/100 annehmbar aus, die Publikumsbewertung bei IMDB mit 6,4 schlecht. Im Oktober 2013 begann Staffel 2 mit 22 Episoden.
Fazit: Abenteuerserie, die sich als Kriegsdrama verkleidet und insgesamt ein wenig zu ernst nimmt. Vor zehn Jahren wäre sie eine Fernsehsensation gewesen, heute nicht mehr als gelungene TV-Unterhaltung für den verwöhnten Konsumenten. Immerhin: Spannungs- und Storymomentum weisen nach oben.