Textmaker Helmuth Santler

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Leben wie Gott im Keltenland

bretagne_219Sehnsucht weckender Reiseführer in die mystische Bretagne

Es ist wirklich eine Weile her: 40 Jahre, um genau zu sein. Ich kann also wohl mit Fug und Recht behaupten, dass sich meine Bretagne-Eindrücke als 10-Jähriger wahrlich unauslöschlich eingebrannt haben: die gewaltigen Säulen im Mont St. Michel, die wir als vierköpfige Familie nicht zu umfassen vermochten; die anbrandende Flut, die mit der Geschwindigkeit eines galoppierenden Pferdes das Land frisst und unter sich begräbt; das Gezeitenkraftwerk, von dem ich Jahre später lernte, dass es weitaus mehr Strom produziert, als es das nie in Betrieb genommene AKW Zwentendorf je hätte; der Austernmarkt in Cancale, der nur bei Ebbe existiert …

Stichwort Cancale: Die Austernhauptstadt der Bretagne habe ich als das „einstige Fischerdorf“ erlebt, laut Marcus Schmid hat der Ort mittlerweile den Sprung zur Touristendestination geschafft, sich dabei aber viel Flair bewahrt. Geschichte und Tradition atmet hier ohnehin jeder Quadratmeter: Cancaler Austern sollen bereits im Heerlager Julius Cäsars verspeist worden sein, gezielt gezüchtet werden sie nachweislich seit dem 13. Jahrhundert.

Merlin, Meer, Menhire

Menhire, keltische Ahnen, die Heimat von Asterix, Tristan & Isolde … Merlins Grabstätte ist hier zu finden, ja, der Merlin. Nirgends ist der Urahn aller Titanenkämpfe, jener zwischen Land und Meer, eindrucksvoller zu erleben als hier, wo zwischen Ebbe und Flut bis zu 13 m liegen können, ein fünfstöckiges Haus. Ewig donnern die Wogen gegen die granitenen Gebeine der Erde, die zum Untergang verdammt sind und doch nicht weichen.

Warum fahre ich nicht endlich wieder in die Bretagne? Eins ist sicher: Am Reiseführer scheitert es nicht. Der stammt von einem langgedienten Experten, ist mittlerweile in der 9. Auflage und liefert auf 632 Seiten alle Infos, die dem Bretagne-Unkundigen diesen besonderen Landstrich erschließen helfen. Die herausnehmbare Straßenkarte 1:500.000 ist ein nettes Info-Gimmick am Rande. Davon, dass die Qualität der Auskünfte passt, darf bei Michael-Müller-Führern ausgegangen werden (und die amazon-Wertung von 4,5 spricht ebenfalls dafür: Nr. 1 in Reiseführer Bretagne). Und dass das Werk mit echter Liebe zur Destination entstanden ist und entsprechendes Fernweh auslöst, wurde hoffentlich aus den einleitenden Sätzen deutlich.

Marcus X. Schmid: Bretagne. Michael-Müller-Verlag, Erlangen. 9. Aufl., 2013. Tb., 632 S., EUR 25,60 (D)
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Autor: Helmuth Santler

31. Mrz. 2014 um 18:38

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