Super, das Food
Die Etiketten werden immer länger: vegan, roh, bio, Superfood … ich oute mich hiermit als bekennender Hedonist, dem es beim Essen in erster Linie darum geht, dass es gut schmeckt. Kürzlich durfte ich, durchaus mit Skepsis beladen, eben diese Erfahrung auch im ersten Superfood-Restaurant Österreichs machen, bei Dancing Shiva: vegane Rohkost, natürlich bio, mit Superfoods angereichert – und es schmeckte einfach zum Niederknien. Nuss„braten“, Chili con Cacao, Quiches, Cashewtorte … alles köstlich, alles zutiefst befriedigend (keine Spur von Fasten, Verzicht oder Selbstdisziplinierung, purer Genuss inklusive wohligem Sättigungsgefühl). Und das Erstaunlichste: die Wirkung. So belebt habe ich mich nach dem Essen noch nie gefühlt. Wenn’s dann noch ein Macao ist, die hauseigene Abheb-Mischung aus nichts als Superfoods, Rohkakao und Maca nämlich, geht die Post ab.
Macao, die Dancing-Shiva-Abheb-Mischung
Bis ich meine eigenen Ess- und Kochgewohnheiten, basierend auf den drei Grundnahrungsmitteln Curry, Risotto und Pasta, auch nur ansatzweise ändere, wird sicher noch viel Zeit vergehen (sollte ich das jemals ernsthaft in Erwägung ziehen). Für gelegentliche Ausflüge in diese mir fremdartige Ernährungswelt gibt es aber mittlerweile hervorragende Hilfestellungen: in Form der im Folgenden kurz präsentierten Kochbücher.
Surdham Göb: Vegane Superfoods. AT-Verlag, Aarau 2013. Geb., 200 S., EUR 19,90 (D)
Herr Göbs zweites veganes Kochbuch binnen weniger Monate wurde kaum weniger begeistert aufgenommen; tatsächlich sind Rezepte und Aufmachung ungemein einladend und der Autor weiß definitiv, wovon er schreibt. Anekdotische Anmerkungen geben dem Ganzen einen sympathischen, persönlichen Touch. Allerdings wendet sich das Werk doch eher an Menschen mit einiger Kocherfahrung, die auch die Zeit und den Willen haben, sich einen erheblichen Teil des Tages der Ernährung zu widmen. Die gerade voll gehypten Superfoods wiederum sind zum Großteil extrem exotisch und „riechen“ sehr nach ideologischer Überfrachtung, für mich ein Tabu in der Küche. Meist werden aber auch Alternativen angeboten, denn abseits der Ballungszentren werden viele der Superzutaten schlichtweg nicht zu bekommen sein.
Delphine de Montalier: Roh. 115 Rezepte – unverfälscht natürlich. AT Verlag, Aarau 2014. Geb., 256 S., EUR 24,90 (D)
Hm. Ein schönes Buch, mit zweifellos beabsichtigter, etwas „roher“ Gestaltung, die Schwierigkeit der Rezepte eher niedrig angesetzt. Es wurde mit dem Anspruch auf den Markt gebracht, sowohl dem strengen Rohköstler (ein eigenes Piktogramm kennzeichnet entsprechende Gerichte) als auch dem gelegentlich schwach Werdenden (Zusatz von Schlagobers, Käse …) als auch dem Interessierten mit „ganz kurz Gebratenem“ etwas zu bieten. Es ist weder vegan noch vegetarisch und also das Gegenteil von dogmatisch: (allzu?) beliebig. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Roh ein Flop wird: Veganer und Vegetarier werden es hassen, wird ihnen darin doch rohes Fleisch zugemutet; Rohköstler werden von Rezepten à la Tomatensalat mit Parmesan wohl kaum überwältigt werden. Durchschnitts-Schnitzelkonsumierenden wiederum ist die Sache wohl viel zu exotisch …
Andererseits findet so natürlich so gut wie jeder Reizvolles vor: Mich z.B. locken einige der Rezepte mit rohem Fisch sehr. Und der Verkaufserfolg von Büchern ist trotz mittlerweile existierendem Bestsellersprache-Bestimmungsalgorithmus ohnehin schwer bis gar nicht zu prognostizieren. Warten wir’s also ab.
Ich für meinen Teil gehe jetzt zu Dancing Shiva. Mahlzeit!