Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Boot Camp Erde

the100The 100: Postapokalypse, Science-Fiction-Abenteuerdrama, Dschungelcamp – und Clash der Gesellschaftssysteme und Generationen.

Herr der Fliegen postatomar: Nachdem die Menschheit sich in die Auslöschung gebombt hatte, schlossen sich alle bestehenden Raumstationen zu The Ark zusammen und hielten die letzten Vertreter ihrer Rasse am Leben. Bis jetzt, denn 97 Jahre nach der Apokalypse ist der Ausfall der Sauerstoffversorgung nur noch eine Frage der Zeit. Als Verzweiflungsmaßnahme werden 100 jugendliche Straftäter auf der Erde abgesetzt, um zu prüfen, ob der Planet allen Prognosen zum Trotz doch bereits wieder bewohnbar ist. Dort stellt sich schnell heraus, dass die Teenager für sich selbst die größte Bedrohung darstellen – obwohl mutierte Tiere und besonders die grounders, wie die überlebenden Zweibeiner (hochentwickelte Affen? Humanoide? Menschen?) genannt werden, diesen Rang bald übernehmen könnten, wenn anstelle der populärsten „Regel“ – „Whatever the hell you want!“ – nicht bald erkennbare Ordnung tritt. Währenddessen werden die Probleme auf der Raumarche nicht kleiner: Soll der Sauerstoff länger reichen, muss die Zahl der Atmenden drastisch reduziert werden …

Kontrast der Systeme

Die Alten müssen ihre Regeln hinterfragen.

Die Alten müssen ihre Regeln hinterfragen.

The 100 mischt jede Menge bekannter Zutaten aus dem Fundus Postapokalypse und Dschungelcamp, würzt mit Science-Fiction-Abenteuer und Thrillerdrama und schielt mit all den (attraktiven) Jugendlichen unübersehbar auf den Zielgruppen-Markterfolg. Überraschenderweise kommt das maßgeschneiderte Serienprodukt nach kurzem Unbehagen ob der Scharen nerviger, irrationaler Jungspunde aber rasch in Fahrt und hat neben hohem Unterhaltungswert v.a. eine solide, seriennährende Substanz: Wahlweise verfolgen wir das Geschehen auf der Erde, wo völlige Regellosigkeit herrscht, und auf der Raumstation, wo die Umstände ein ultimatives Unterdrückungssystem hervorgebracht haben, das für jeden Gesetzesbruch nur eine Strafe kennt: floating, wie der Tod durch Rauswerfen aus der Luftschleuse beschönigend genannt wird.

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Die Jungen die ihren erst erfinden.

The 100 hat, akzeptiert man einmal die (schon eher schwachsinnige, aber im Kontext unumgängliche) Prämisse, dass ausgerechnet eine Bande von großteils unverantwortlichen Youngsters die letzte Hoffnung der Menschheit sein soll, absolut das Zeug zu knackiger Serienkost mit Spuren von Tiefgang. Die Serie wurde gemischt positiv aufgenommen, eine 2. Season wurde per 8. Mai 2014 fixiert. Da die Nagelprobe letzlich immer die Quote ist, wird die entscheidende Frage für ein längerfristiges Fortbestehen sein, ob The 100 in der Lage ist, das traditionell Science-Fiction-resistente (junge) weibliche Publikum anzusprechen. Man hat sich jedenfalls redlich bemüht, die Frauen in den Vordergrund zu stellen – der WAF (Women Acceptance Factor) der Serie liegt bei mindestens 6 von 10.

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