Im Zeichen der Unbeschwertheit
Lebensfreudeschock für Zeitgeistgenossen:
Farbenfrohe Freiheitserlangung
Franziska Schmalzl hat sich von der coolen Abgebrühtheit verabschiedet, hinter der sich die Erwachsenen gerne verschanzen, und das kindliche Staunen wiedererlangt. Sie hat das Streben nach Perfektion und Anerkennung als besten Trick der Unglücklichmaschine entlarvt: 100% sind nicht zu erreichen; es dennoch zu versuchen der sicherste Weg, mit angelegten Ohren hechelnd im Hamsterrad übrig zu bleiben.
Spielwiesen ist ein vielschichtiges Buch – wie es sich gehört für das Werk einer Künstlerin, die mit Marc Chagall versucht, „Schichten seelischer Wirklichkeit auf die Leinwand hinüberzutragen“. Es ist Werkschau und Anleitung, eine Ermutigung, ein Frohsinn. Es setzt viele Zeichen einer Unbeschwertheit, die gerade deshalb so kräftig leuchtet, weil sie aus dem Dunklen kommt: Unter den fett grinsenden Bienen, modebewussten Feuersalamandern und dem Schaf, dem unser Mitgefühl gehört, weil es nicht aufs Bild durfte, verbirgt sich oft ein düsterer Hintergrund.
Strahlende Blumenwiese über dunklen Tiefen
Licht und Schatten, Farbenfreude und Farbmutlosigkeit existieren stets zur gleichen Zeit. Es ist depressiv, nur das Negative zu sehen, naiv, nur das Positive zu sehen. „Franzi“, wie die Spielwiesenagitateurin von ihren Freunden genannt wird, kennt und würdigt beides, führt uns aber nur jene Seite vor Augen, die uns die Freude am Spiel wiederbringt und gute Laune verbreitet.
Spielwiesen ist eine Befreiung: Nicht nur Kreuzwege, so erfahren wir, auch Blumenwege können zur Erlösung führen. Bevor Schmalzl sich ganz der Malerei widmete, sagt sie, hätte sie nicht gewusst, „wie glücklich ein Mensch überhaupt sein kann“. Jetzt weiß sie es und lässt uns an daran teilhaben. In ihren eigenen Worten, mit denen sie nicht minder virtuos-verspielt umzugehen versteht wie mit Farbe, Pinsel und Spachtelmasse.
Franziska Schmalzl: Spielwiesen. Mixed Media und Acryl. Christophorus Verlag, Freiburg 2014. Tb., 80 S., EUR 17,50 (A)