My Heart’s in the Highlands
Widerstandskräftig, einfallsreich, humorvoll, zäh, unabhängig, wasserfest, geduldig, glücklich: Das braucht es, um auf der Isle of Skye zu leben, der als „Schottland im Kleinen“ gerühmten Insel der Inneren Hebriden. Was auf einem Plakat in der Talisker-Destillerie in Worte gefasst ist, lässt sich in Schottland per Augenreise erspüren: die Landschaft so rau, dass der tastende Finger verwundert glattes Papier befühlt, so magisch, dass jedes Bild sein eigenes Mikrodrama erzählt. Jedes Gesicht gleicht einer Seekarte des wehrhaften Gleichmuts, durchzogen von melancholischen Untiefen und unergründlichen Strömungen, dahinter das Wetterleuchten eines abgründigen Humors, der das einzig Trockene weit und breit zu sein scheint.
Ein Italiener und ein Weißrusse, beide vollkommen Schottland-unerfahren, machten sich auf, Land (Magnabosco, links) und Leute (Leltschuk, rechts) ins Bild zu setzen. Dank ihrer gänzlich unvoreingenommenen Perspektive entstand ein Blick auf Kaledonien, der tiefer geht und auch Vertrautes in neuem Licht erscheinen lässt. Die tiefe, wechselseitige Prägung von Land (und Meer) und Leuten wird deutlich. „Mein Dank gilt Schottland“, fügt Magnabosco seinen Bildern zuletzt noch ein paar Zeilen hinzu, „das mich so viel gelehrt (und mich vernichtend geschlagen) hat.“ Was für ein Sieg in der Niederlage – ausgezeichnet mit einer Silbermedaille beim Deutschen Fotobuchpreis 2016.
Dmitrij Leltschuk / Sirio Magnabosco, „Schottland“. € 58,– / 144 S. Mare-Verlag, Hamburg 2015