Ein Misanthrop zum Gernhaben
Missmutig zappte sich Miguel Alexandre durch das nachmittägliche Fernsehprogramm: Er hatte den Plan gefasst, ein Theaterstück als Film zu adaptieren, aber keine Idee, wer „diese komplexe Rolle spielen sollte: ein Misanthrop, den man auch noch gernhat“.
Er hätte praktisch jeden Menschen in Österreich fragen können, stolperte aber über das Programm „Hader spielt Hader“ und kam selbst darauf. Glücklicherweise, denn der Filmstar brachte sich auch als Drehbuchautor ein, und so hadert es erfreulich viel in dieser warmherzigen, wunderbaren, romantischen Tragikomödie. Ein Auf und Ab der Gefühle, die allesamt an seidenen Fäden hängen und in jeder Sekunde kippen können. Hannah Hoekstra bewältigt meisterinnenhaft die Herausforderung, beim schauspielerischen Trapezakt auf höchstem Niveau zu bestehen: auf Augenhöhe mit Josef Hader.
Es beginnt am tiefsten Punkt: Arthur ist nach Amsterdam gekommen, um tags darauf Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Doch anstatt wie geplant früh ins Bett zu gehen, um für diese seine letzte Tat „frisch“ zu sein, begegnet er Claire, die ihren Abschied mithilfe von Schlaftabletten vorbereitet. Arthur greift ein, denn so bringt man sich nicht anständig um.
Scharfzüngig, schwarzhumorig, feinsinnig, betrübt, bekifft, betrunken, beseligt geht es durch die Nacht. Er lakonisch und zynisch, um seine Verletzlichkeit zu überspielen, sie impulsiv und lebenssprühend, um ihre Selbstanklage zu betäuben. Die beiden könnten nicht verschiedener sein und werden doch immer wieder aufeinandergestoßen. Am Morgen danach macht Arthur sich auf in die Klinik …
Ab 16.02. im Kino.
Arthur & Claire
Regie: Miguel Alexandre
Drehbuch: Miguel Alexandre, Josef Hader, nach dem gleichnamigen Theaterstück von Stefan Vögel
Produktion: Tivoli Film Produktion, Mona Film Produktion, Topkapi Films
Mit: Josef Hader, Hannah Hoekstra, Rainer Bock, Guy Clemens
Österreich/Deutschland/Niederlande 2017 / 98 Minuten