So groß wie ihre Leben
1950er-Jahre: Die Angst vor Polio geht um. Sie ist nur zu begründet: Mit elf findet die ohne Freunde und überbehütet aufgewachsene Laurie in Dickie endlich einen Spielgefährten – bis er schwer an der heimtückischen Infektion erkrankt.
Gemeinsam mit zwei Leidensgenossen liegt der Bub im Beatmungszimmer einer Polio-Station: bewegungsunfähig eingeschlossen in einer eisernen Lunge. Laurie überwindet ihre Scheu und beginnt, den Kindern eine Geschichte zu erzählen. Ein grausamer Riese kommt darin vor, ein Einhornjäger, eine verschwundene Mutter, ein gieriger Vater … und der kleine Jimmy, dem die hässliche Moorhexe ein großes Schicksal prophezeit: Riesentöter zu sein.
Die Kinder finden sich in der Geschichte wieder, sie wird zu ihrer eigenen und bald so groß wie ihre Leben selbst:* hängen diese doch davon ab, ob sie die Erzählung zu einem guten Ende bringen können …
Iain Lawrence setzt mit der ihm eigenen warmherzigen, poetischen Sprache den vielen Kindern, die an Polio erkrankten, ein Denkmal – und zugleich dem Erzählen selbst. Einfühlsam, tieftraurig, wunderschön: seelenwärmende Worte für jedes Alter.
Iain Lawrence, „Der Riesentöter“. € 19,50 / 352 S. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2017
Im Standard, 5. 10. 2019 (*der kursiv gesetzte Halbsatz wurde rausredigiert – und damit exakt die Quintessenz der Rezi und der Dreh- und Angelpunkt des Buches. Nur falls sich jemand wundert, dass mitten in der Standard-Rezi ein Satz einfach nicht funktioniert)