Kosmetik des Bösen
„Das heißt, wenn es Ihnen Spaß gemacht hätte, sie zu ermorden, hätten Sie keine Gewissensbisse.“
„So bin ich nun mal.“
Der Dialog zwischen dem Geschäftsreisenden Jérôme Angust und einem überaus aufdringlichen und spitzfindigen, wildfremden Mann, der sich als der Holländer Textor Texel vorstellt, offenbart Abgründe von Schuld und Sühne. Denn was Angust mit aller Gewalt zu vertuschen sucht, genau damit brüstet sich Texel: gemordet und vergewaltigt habe er, aus Liebe getötet, „wie wir alle töten, was wir lieben“. Konventionelle Moralvorstellungen kümmern den Mann keine Sekunde lang, doch auch seine Vorstellungen von Vergeltung scheinen der pure Irrsinn zu sein…
Amélie Nothomb serviert uns diesmal ein Feuerwerk pointierter Dialoge, in denen die reine Bosheit im schmucksten Gewand auftritt. Schräg und teuflisch witzig ist es, wenn unsere bürgerlichen Moralvorstellungen mit eleganter Nonchalance hinweggefegt werden; der dunklen Seite mangelt es nicht an Eloquenz noch Begeisterung. Geht Ihnen das auf die Nerven? Dann ist es genau richtig…
Amélie Nothomb: Kosmetik des Bösen. Diogenes, Zürich 2004. 106 S.