Untiefen der Wahrheit
Chemtrails, Scheibenerde, Chipeinpflanzung per Impfstich – gibt es denn wirklich gar nichts, was nicht von irgendwem geglaubt wird? Die Clique um Benny kommt im wahrsten Sinn des Wortes auf die Schnapsidee, dieser Frage auf den Grund zu gehen, und bringt über die (ach so) sozialen Medien eine abstruse Aliengeschichte in Umlauf samt sinnbefreitem Zeichen, das sie an ein paar Hauswände sprayen. Was halb als Scherz, halb als soziologisches Experiment gedacht war, läuft bald völlig aus dem Ruder. Bennys Versuche, alles aufzuklären und zu stoppen, kommen zu spät – und er bringt sich und seine Freunde damit in Lebensgefahr.
Ein weiterer hochspannender Thriller aus der Bestseller-Schmiede Ursula Poznanskis mit allem, was dazugehört: ein reales, brisantes Thema (Verschwörungstheorien, Fake News), eine lesesuchterzeugende Umsetzung, ein genialer Twist, der die Kritik am sich pandemisch ausbreitenden Irrsinnsglauben der Menschheit nochmal verstärkt und zugleich eine höchst befriedigende Auflösung bietet.
Ursula Poznanski, „Shelter“. € 20,60 / 432 S. Loewe-Verlag, Bindlach 2021
UPDATE: Heute zu Winterbeginn kam folgende Presseaussendung von Loewe:
Lieber Helmuth,
wie schnell Verschwörungstheorien entstehen und verbreitet werden, hat die Corona-Pandemie gezeigt. Welche Rolle dabei die Sozialen Medien einnehmen, ist in der Pandemie umso deutlicher geworden. Wie nachhaltig eine solche Theorie verbreitet werden kann, zeigt die US-amerikanische Bewegung „Birds aren’t real“. Kern dieser ist die Behauptung, dass Vögel ausgestorben und von der US-Regierung durch Drohnen ersetzt wurden, welche die Bevölkerung ausspionieren sollen.
Insbesondere bei TikTok und Instagram erfährt die Verschwörungstheorie aktuell einen großen Hype. Die Macher dahinter kommunizieren ganz offen, dass es sich um eine Satire handelt. Ist sie gerade deswegen so viral? Wie schnell eine nur als Scherz gedachte Verschwörungstheorie aus dem Ruder laufen kann, zeigt Ursula Poznanski in ihrem aktuellen Spiegel-Bestseller Shelter. Aus einer Laune heraus entwickeln fünf Studierende eine abstruse Idee, die sie über die sozialen Medien streuen – und die sich über Nacht völlig verselbstständigt.
Beeindruckend zeigt Ursula Poznanski die Mechanismen moderner Verschwörungstheorien auf – diese hat auch „Birds aren’t real“-Urheber Peter McIndoe angewendet. Während Shelter demonstriert, wie gefährlich eine solche Bewegung werden kann, führt „Birds aren’t real“ die Anhänger*innen solcher Theorien vor.
Im Zuge der Bestseller-Kampagne wurde sogar eine eigene Website gestaltet, welche die Verschwörung des Thrillers „beweist“. Sie finden sie unter www.oc-verschwörung.de.