Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Fremdwörterspiel

duden_fremdkl_duden_fremdAngeblich gibt es von diesem wunderbaren Spiel auch eine käuflich erwerbbare Version*; ich kenne sie nicht und brauche sie nicht. Alles was benötigt wird ist:
pro Nase 1 Stift und 2 Blätter Papier, namentlich gekennzeichnet
Fremdwörterlexikon (meine Empfehlung: Duden Fremdwörterbuch, gibt’s für Sparefrohs auch als kleiner Duden mit etwa 1/3 der Stichwörter)

Und schon kann es losgehen: Ideal sind 6 Mitspielende, weniger als 4 bringt’s nicht. Reihum übernimmt eine Person die Spielleitung, greift sich das Fremdwörterlexikon und sucht ein unbekanntes Wort. Keine Sorge, dazu benötigt man in der Regel nur Sekunden, und auch nach der 40. Spielrunde tritt nicht die geringste Wiederholungsgefahr auf. Kleiner Tipp: Wählt nichts allzu eindeutig Fachbezogenes, also z.B. furchtbar lange, unaussprechbare Chemikalien oder Krankheiten. Ich entscheide mich an dieser Stelle für
Bo|to|ku|de der; (auf derselben Seite wäre noch Bo|re die; Bot|ter der (mit Betonungspunkt unter dem o zu denken); Bor|gis die und noch ein paar weitere zu finden gewesen; lauter Begriffe, von deren Existenz ich bis vor 5 Minuten keine Ahnung hatte).
Wichtig: Schlagt das Wort vor; sollte es entgegen eurer Erwartung doch jemand kennen, möge sich diese Person bitte sofort melden. Damit die Geschichte nicht witzlos wird muss es ein allen unbekanntes Wort sein.
Ist das geklärt, ist kreative Sprachintelligenz gefragt. Der Spielleiter dieser Runde schreibt das Wort und seine Bedeutung auf sein Blatt. Alle anderen schreiben ebenfalls das Wort auf – und erfinden eine Bedeutung. Natürlich soll, im Interesse des Spielwitzes, nicht geschummelt oder abgeschrieben werden. Dann werden alle Blätter von der Spielleiterin eingesammelt und, wieder wichtig, das Geschriebene sorgfältig durchgesehen – damit es beim nun folgenden Vorlesen zu keinen verräterischen Stockungen kommt.
Wir haben jetzt also vielleicht Folgendes gehört:
1 der Botokude: Spezialist für das Einbringen von Botox
2 der Botokude: zentralafrikanischer Würdenträger
3 der Botokude: Mensch mit schlechtem Benehmen
4 der Botokude: im südbrasilianischen Amazonasgebiet endemische Affenart
5 der Botokude: nigerian., ritueller Tanz anlässlich der Ernennung eines Stammesoberhaupts

Also, was ist er nun, der Botokude? Wählt eine der 5 Definitionen und macht auf eurem zweiten Blatt Papier eine entsprechende Notiz. Haben das alle, sagt jeder die Zahl der Wahl.
Der Spielleiter der Runde vergibt nun die Punkte: 1 Punkt gibt es für das Erraten der korrekten Definition laut Fremdwörterlexikon. 1 weiteren Punkt erhält der Erfinder einer Definition für jeden Mitspielenden, der diese für die richtige gehalten hatte. Theoretisch kann man also in jeder Runde so viele Punkte machen wie es Mitspielende gibt (die Spielleiterin zählt nicht zu den Spielenden und kann nicht punkten). In unserem Beispiel wären demnach für einen Spieler, der die korrekte Definition errät und dessen Definition von den anderen dreien für die richtige gehalten wird, 4 Punkte zu erreichen. Das Ergebnis hält man am besten mit einer Stricherlliste fest.

Nun geht die Spielleitung auf die nächste Person über und der Spaß beginnt von Neuem. Man spielt so lange man will, aber natürlich sollte die Anzahl der Spielleitungen für alle gleich sein.
nobody is perfectSprach- und Spielinteressierte, Wortgewandte, Textkreative, Lesebegeisterte und so weiter können sich in einen wahren Rausch der lexikalischen Eloquenz steigern, voll der wortwitzigsten Höhepunkte. (Hier ein Link, der das besser rüberbringt als ich; das Spiel gibt es natürlich schon seit Ewigkeiten, und dort hatte jemand das Glück, auf ein vollständiges echtes Spielprotokoll zurückgreifen zu können.)
* Unter diesem Link habe ich jetzt auch die kommerzielle Variante gefunden: Nobody is Perfect von Ravensburger. Also wer es in einer hübschen Schachtel mag und mit knapp 400 Begriffen auskommt …

 

Autor: Helmuth Santler

01. Apr. 2011 um 11:15

Kategorie: Spiele

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