Halbgeist
Philip K. Dick-Award für den besten SF-Roman des Jahres? Das macht neugierig. Und der nach Neuem im futuristischen Gewand gierende SF-Leser wird nicht enttäuscht – was sich Mr. Castro hier ausgedacht hat, ist an Fremdartigkeit kaum zu überbieten. Ein künstliches Habitat mit einer eigens gezüchteten, halbintelligenten Spezies, die ihr Leben kopfüber an den schmalen Streifen Vegetation am äußersten Rand geklammert verbringt. Paare, die von den letztlich gottgleich herrschenden KI-Intelligenzen zu einer Seele in zwei Körpern verschmolzen wurden. Abtrünnige Softwareintelligenzen und deren Widersacher, die v.a. anderen Todessehnsucht antreibt…
Letztlich sind aber die meisten Protagonisten dann aber auch wieder nur Menschen (oder so etwas Ähnliches) und die Antiheldin der Geschichte, Andrea Cort vom Dip.Corps, einer Art interstellarem Analogon zum FBI, bekommt es mit durchaus altbekannten Problemen zu tun: die als Ermittlerin in einem Mordfall hinzugezogene Agentin sieht sich bald selbst als Gejagte und muss sich ihren schlimmsten Ängsten stellen, um zu überleben.
Castros Schreibstil neigt etwas zur Verschnörkelung (um des ironischen Ausdrucks willen), was in Kombination mit der durchaus verwickelten Handlung das Lesen nicht immer ganz einfach macht. (Weniger freundlich wäre die Formulierung: „zur ermüdenden Angelegenheit“.) Wer jedoch an der SF-typischen, technisierten und teilartifiziellen Sprache grundsätzlich Geschmack hat, wird mit einem komplexen und ansprechend spannenden Text belohnt.
Adam-Troy Castro: Halbgeist. Bastei-Lübbe, Bergisch-Gladbach 2009. Tb., 438 S.