Rasantes Kopfkino
Im goldenen Zeitalter der Serie verlockt es auch an sich passionierte Leser wie mich (allzu) oft vor den Bildschirm; bis dann mal wieder so ein richtiges Verschlingbuch auftaucht, man im Kopfkino versinkt und sich um halb drei Uhr morgens seufzend dazu zwingt, die Lektüre beiseite zu legen. Unter der „Marke“ Eschbach finden sich einige dieser Kaliber, das neueste führt den studierten Raumfahrttechniker / Autor wieder in seine ursprüngliche literarische Heimat, die Science-Fiction. Einmal mehr entsteht eine originäre Welt vor unserem inneren Auge, deren einzigartiges Feature, Gliss genannt, eine ozeanweite Erstreckung vollkommen reibungsfreien Materials ist: Ein falscher Schritt, und man treibt unaufhaltsam davon. Ins Nichts, ist Ajit überzeugt, der seine Heimat Hope für alles hält, was es gibt. Doch dann gelangt ein Toter aus der Weite an die Küste und beweist: Was Ajit glaubt, ist eine Lüge; und die Wahrheit ist irgendwo jenseits des Gliss, von wo noch nie jemand zurückgekommen ist … Hochspannende All-Age-Abenteuer-Sci-Fi mit gesellschaftskritischen Untertönen, ein Festmahl für Lesesüchtige.
Andreas Eschbach, „Gliss. Tödliche Weite“. € 22,70 / 456 S. Arena-Verlag, Würzburg 2021