Dreckstück, dieses Buch
Cloacina war die römische Göttin der Abwasserkanäle, Astronautenkacke wird in der Erdatmosphäre verglüht und die Position des „groom of the stool“, der über Jahrhunderte die englischen Könige beim Stuhlgang assistierte, war eine der einflussreichsten am Hof. (Ob die „Klo-Lakaien“ auch das Auswischen des königlichen Hinterausgangs besorgten, ist unter Historikern umstritten.) Das Buch vom Dreck liefert Seite um Seite wohlrecherchierte, hinter(n)gründige Informationen dieser Art. Dabei spürt man den Spaß beim Schreiben, zumal sich die Autorin kein Blatt vor den Mund zu nehmen brauchte: Manches ist halt scheiße und heißt dann auch so. Mitsamt den kongenial humorigen Illustrationen ein wahrlich prächtiges Dreckstück von einem Buch. Eltern seien indes gewarnt: Vom ägyptischen Reinlichkeitsfimmel bis zur christlichen Verehrung des ungewaschenen Körpers als „stinkendem Symbol der Frömmigkeit“ (Hl. Franziskus) lässt diese Kulturgeschichte von „Schmutz, Krankheit und Hygiene“ nichts aus, und wer weiß, was davon die junge Leserschaft zur Nachahmung anregt? Denn merke wohl: „Wo alle stinken, riecht keiner!“
Piotr Socha, Monika Utnik-Strugała, „Das Buch vom Dreck“. € 30,90 / 200 S. Gerstenberg, Hildesheim 2022