Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Kopfsache

Gleich zu Beginn rollen die Köpfe. Eine Rückblende ins Paris der Revolution in ihrer mörderischsten Phase, in der die Schaulustigen ihre mitgebrachten Taschentücher ins Blut der Guillotinierten tauchen als Souvenir, setzt den Ton: Endete Band eins, Anatomy, mit einigen Gruselelementen, geht es in der Fortsetzung deutlich morbider und expliziter zur Sache. Diese knüpft im Übrigen nahtlos an das Geschehen an: Hazel arbeitet inoffiziell und mit sozialen (Null-)Tarifen als Ärztin, Jack ist weg und hat seit dem dürren Einzeiler-Cliffhanger, mit dem Anatomy endete, nichts mehr von sich hören lassen. Die Story, die sich entspinnt, verlässt sich auf alle bewährten Zutaten – viktorianisches Setting, Romantik, Frauenpower, Thriller –, dabei wurde jedoch in allen Belangen die Lautstärke spürbar aufgedreht. Die Herzen flattern heftig, teils aus den bekannten, teils aus Gründen, die mit Kugeln aus Pistolenläufen und zweckentfremdeten Skalpellen zu tun haben. Steampunk meets Frankenstein und ein bisserl queer darf auch dabei sein. G’schmackiges Lesefutter mit erneut perfektem Cover, nur als Fortsetzung lesbar.

Dana Schwartz, „Immortality. Eine Liebesgeschichte“. € 18,50 / 484 S. Loewe-Verlag, Bindlach 2023

 

Im Standard, 15.6.2024

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