Sieh das Ferne liegt so nah
Auch im vierten Jahrzehnt nach dem Zusammenbruch des Ostblocks existiert er noch, wenn auch fast nur noch in den Köpfen der lokalen Bevölkerung: Der eiserne Vorhang, der Wald- und Weinviertel zu extremen Randlagen machte, obwohl Niederösterreich doch fast so sehr inmitten Europas angesiedelt ist wie die ehemalige ČSSR. Und so ergibt sich die seltsame Situation, dass Arbeitskräfte aus Tschechien und der Slowakei zu Tausenden in den Gastrobetrieben der grenznahen Regionen zu finden sind, ja sogar Schüler:innen von dort hereinpendeln, umgekehrt es aber immer noch wenigen einfällt, das Nachbarland bzw. die Nachbarländer, die es ja seit der Teilung sind, zu besuchen. Ausgenommen das allseits bekannte „Goldene Prag“ natürlich. Während dort und etwa in Česky Krumlov bereits seit Jahren über Overtourism gestöhnt wird, kann man z.B. in Lednice im Liechtenstein’schen (Welterbe)Park lustwandeln und teilt sich das mehrere Quadratkilometer große Gebiet selbst an einem sonnigen Augustsonntag mit einer Handvoll einheimischer Tagesausflügler.
Der außerordentlich umfangreiche und detaillierte MM-Reiseführer gibt Ihnen alles an die Hand, um die Hotspots Tschechiens trotzdem genießen zu können – vor allem aber die zahllosen „unentdeckten“ Perlen des Landes aufzufinden.
Über die Qualität der MM-Individualreiseführer muss eigentlich nichts mehr gesagt werden, aber der guten Ordnung halber an dieser Stelle noch einmal: extensive Recherche und enorme Detailfülle zeichnen sie aus, sie sind stets topaktuell und ausschließlich von Menschen verfasst, die Land und Leute, Sprache und Kultur über Jahre ergründet haben – aus Liebe. Und dieser Urgrund aller MM-Autorenschaft ist wohl das höchste Lob, das sich über Menschenwerk sagen lässt.
Michael Bussmann, Gabriele Tröger: „Tschechien“. 684 Seiten, farbig, 254 Fotos, herausnehmbare Karte (1:1.000.000), 67 Detailkarten. € 29,70 (Print), € 25,99 (E-Book). 6. Auflage 2023, Michael-Müller-Verlag Erlangen