Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Grüß mir die Toten

Eine kräftige Dosis Tribute von Panem, Anleihen an Squid Game, eine Underdog-Story aus dem Lehrbuch: Der Science-Fiction-Actioner bedient einen bekannten Markt und schreckt dabei weder vor Klischees noch B- bis C-Movie-Sprache zurück, um sein Zielpublikum zufriedenzustellen. Das alles mit noch mehr überbordendem Zynismus und Menschenverachtung aufgeladen als in den erfolgreichen dystopischen Inspirationsquellen: härter, brutaler, die WAND. So heißt das größte der zahlreichen Blutsportspektakel in Memento City, bei dem die Reporter sich einen Spaß daraus machen, die durchnummerierten Todesstürze von 90 % der Teilnehmenden mit möglichst coolen Sprüchen zu kommentieren: „23! 24! 25! Meine Güte, hier geht’s ja zu wie bei der Apfelernte!“

Die Diktion ist freilich in sich stimmig, der Fast-Food-Text entwickelt, ist man erst einmal auf den Geschmack gekommen, erhebliche Sogwirkung, und da die Geschichte ganz anders ausgeht, als man sich vorgestellt hatte, legt man das in puncto Buchdesign gelungene Sport-ist-Mord-Inferno letztlich mit dem guten Gefühl eines Überlebenden zur Seite. Dennoch: für Fans.

S. B. B. Burner, „Game of Fear and Promise“. € 18,50 / 384 S. Ueberreuter, Berlin 2024

Im Standard, 1.2.2025

Autor: Helmuth Santler

26. Feb. 2025 um 12:18

Einen Kommentar schreiben: